Die Deutsche Bahn bekommt einen neuen Chef: Wie die ZEIT erfuhr, wird der bisherige Vorstandsvorsitzende Richard Lutz abgelöst. Bis eine Nachfolge für ihn gefunden ist, soll Lutz seine Aufgaben weiter wahrnehmen. Er ist seit 2010 Mitglied des Vorstands der Deutschen Bahn und seit 2017 deren Vorsitzender. Sein Vertrag läuft eigentlich noch bis 2027.
“Ich danke Herrn Doktor Lutz für sein großes Engagement in
schwierigen Zeiten bei der Bahn. Ich bin mir sicher, dass er auch in den
verbleibenden Wochen alles für die Schiene geben wird”, sagte Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) einer
Mitteilung zufolge. Wer die Nachfolge antreten wird, ist noch offen. “Unser
Konzept steht in den Grundzügen, jetzt gilt es, die passende Person zu finden,
die es umsetzt. Auch für diesen Auswahlprozess gilt: Gründlichkeit und Sorgfalt
vor Schnelligkeit”, sagte Schnieder demnach weiter.
Schon seit Monaten wird über eine mögliche Entlassung von
Lutz diskutiert, denn im Koalitionsvertrag von Union und SPD ist von einer personellen
Neuordnung bei der Deutschen Bahn (DB) die Rede. “Sowohl beim DB-Konzern
als auch bei der InfraGO soll eine Neuaufstellung von Aufsichtsrat und Vorstand
erfolgen, mit dem Ziel, mehr Fachkompetenz abzubilden und eine Verschlankung zu
erreichen”, heißt es dort. Die Entscheidung sei nun einvernehmlich zwischen dem Verkehrsminister, Lutz und dem DB-Aufsichtsratsvorsitzenden Werner Gatzer gefällt worden, hieß es in einer Stellungnahme der Bahn.
760 Millionen Euro Verlust
Unter der Führung von Lutz machte die Bahn immer wieder
negative Schlagzeilen. Forderungen aus der Politik nach einer Zerschlagung des
Konzerns wurden laut. Zuletzt sorgte vor allem die marode und kaputt gefahrene
Infrastruktur der Bahn für große Probleme. Die Pünktlichkeit im Fernverkehr sank
von 78,5 Prozent im Jahr 2017 auf 62,5 Prozent im vergangenen Jahr. Deutliche
Verbesserungen sind bislang nicht in Sicht, und auch wirtschaftlich ist die Bahn
in Schieflage – seit Jahren schreibt der bundeseigene Konzern rote Zahlen.
Auch im ersten Halbjahr 2025 machte die Bahn Verluste: 760 Millionen Euro. Reisende sehen sich zudem mit vielen Einschränkungen konfrontiert, weil die Bahn derzeit in einem Sanierungsprozess steckt, der ein Jahrzehnt andauern wird.
Ein Sanierungskonzept, das Lutz 2024 vorlegte, soll zudem in drei Jahren die Infrastruktur, den Bahnbetrieb und die Wirtschaftlichkeit der Bahn verbessern. Unter
anderem sollen Tausende Stellen eingespart werden.
GDL forderte Entlassung
Zuletzt hatte sich auch die Lokführergewerkschaft GDL für die Entlassung von Lutz ausgesprochen. Er habe “in der Vergangenheit die Bahn maßgeblich dorthin gebracht, wo sie heute
steht”, sagte der GDL-Vorsitzende Mario Reiß der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung im Juli.
In einem Gespräch mit der Zeitung gestand Lutz selbst ein, Fehler gemacht zu haben. “Ich hätte vor ein paar
Jahren deutlicher machen müssen, dass die Haushaltsmittel für die
Schiene nicht ausreichen, um alles zu machen, was notwendig ist”, sagte er.
Bei der Bahn arbeitet Lutz bereits seit 1994. Bevor er
Vorstandsvorsitzender wurde, war er Finanzvorstand. Lutz ist 61 Jahre alt und
kommt ursprünglich aus der Pfalz.
(Except for the headline, this story has not been edited by PostX News and is published from a syndicated feed.)